Mit der Studie sollte der Effekt der Geruchsbindung, der für Aktivkohlen ja bekannt ist, genauer geprüft werden. Dabei ging es auch um lokale Stoffkreisläufe: Verkohlung von Restmaterial aus der Landschaftspflege oder eigenem Restholz und Einsatz der Kohlen für nachhaltige Anwendungen vor Ort (siehe Kasten).
Josef Andris vom Mathislehof stellte für den Versuch Rindergülle sowie eine von zwei Prüf-Kohlen zur Verfügung: Kohlereste aus dem eigenen Holzvergaser-BHKW mit Waldholzhackschnitzeln als Quelle. Als zweite Prüf-Kohle kam Holzkohle aus gerodeten Weinstöcken zum Einsatz (Quelle: Carola Holweg, Projekt „Carbo-Mob”, mobile Verkohlung).
Im November 2013 wurden Güllefässer mit den Biokohlen (Holzvergaser- und Weinstockkohle) in einer niedrigen und einer sehr hohen Dosis angesetzt. Ein Fass ohne Kohle diente als Kontrolle. Nach wenigen Monaten Stalllagerung wurden Proben für Blindgeruchstests entnommen. Den Testpersonen wurden zunächst Fragen im paarweisen Probenvergleich gestellt: „Welcher der beiden Becher riecht neutraler?” Als nächstes war die Geruchsintensität dreier Proben auf einer zehnstufigen Skala einzuordnen. So konnte die Reihung der Gülleansätze von „stark riechend” nach „nicht riechend” auch quantifiziert werden.
Stickstoff wird gebunden
Holzkohle hat stark adsorptive Eigenschaften und bindet dadurch viele Stoffe, darunter auch Wasser und Nährstoffe. Für die Landwirtschaft ist besonders die Bindung von Stickstoff in Form von Nitrat und Ammonium interessant. Die Nährstoffe sollen dabei nicht nur gebunden und damit weniger leicht ausgewaschen werden, sondern auch für Pflanzen verfügbar bleiben. Dies ist der Fall, wenn frisch produzierte Kohle genügend mit Nährstoffen „aufgeladen” wurde. Kohle als Zusatz zum Güllelager oder als Einstreu im Stall erfüllt diese Voraussetzung.
Im Biotest mit Regenwürmern zeigte die Mit-Verwendung von Kohle im Wirtschaftsdünger ein interessantes Ergebnis. Für die Tiere war Boden, dem Gülle plus Kohle zugesetzt wurde, zum Teil noch attraktiver, als wenn er nur Gülle enthielt. Frühere Studien zeigten ähnliche Ergebnisse für Grünschnittkompost. Im Fall der Rindergülle behagte den Regenwürmern Weinstockkohle etwas mehr als Holzvergaserkohle. Offenbar reagieren die Tiere noch auf andere Stoffe. Diese könnten auch von der Kohle selbst herrühren. Auf das holzige Ausgangsmaterial hatten immerhin Brennkammertemperaturen von 350–500 °C (Weinstockkohle) bis 500–600 °C (Holzvergaserkohle) eingewirkt.
Auf welche Stoffe die unterschiedliche Akzeptanz zurückgeht, ist nicht bekannt, doch wiesen die Kohleproben deutliche Gehaltsunterschiede für Substanzen auf, wie sie auch bei verbranntem Grillgut entstehen. PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) werden nur langsam abgebaut und stehen bei vermehrter Aufnahme unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Deshalb gibt es Grenzwerte. Je nach Holzvergasersystem (Augenmerk auf Energiegewinn statt auf Kohleproduktion) werden hier schon mal höhere Gehalte gefunden, was auch von der Beschaffenheit und Feuchte des Ausgangsmaterials abhängt. Um den Boden zu schützen, muss also jede Kohle auf solche Stoffe hin geprüft werden. Das Carbo-Mob-System zeigte sich hier über viele Ausgangsmaterialien hinweg stabil und auch am Mathislehof wird die Kohlequalität aus dem Holzvergaser zukünftig noch genauer beobachtet.
Die nur ein Jahr verfolgten Stoffflüsse nach der Gülleausbringung auf Grünland lassen laut dem Freiburger Institut für Bodenökologie keinen Schluss auf eine veränderte Dünger-Effizienz von Gülle mit Kohlezusatz zu. Der jetzige Kohleauftrag entspricht einer Aufbringungsmenge von nur 0,08 t/ha beziehungsweise 0,4 t/ha. Bei wiederholtem Kohleauftrag und stärkerer Einarbeitung der Kohlen in den Boden können sich andere Effekte einstellen, wie sich in anderen Biokohle-Studien zeigte.
Und die Kosten?
Quelle und Weiterlesen unter: http://www.badische-bauern-zeitung.de/biokohle-macht-guelle-geruchsaermer