Ammoniak ist ein unangenehm riechendes, farbloses, giftiges Gas. Es entsteht unter anderem beim natürlichen Zersetzungsprozess von Harn und Kot. Als Hauptverursacher des klimaschädlichen Gases gilt die Landwirtschaft, insbesondere die Tierhaltung. Mittlerweile ist auch bekannt, dass der Ammoniakausstoß bei Freilaufställen um das bis zu Fünffache größer ist als im Vergleich zur früher traditionellen Anbindehaltung. Ein Dilemma in Sachen Tierwohl.

Hundert Rinder stehen in Josef Kaisers großem offenem Laufstall in Höpperding bei Traunstein. Ein Freilaufstall gilt als gut für die Tiere, denn sie können sich frei darin bewegen. Als der Landwirt 1995 den elterlichen Hof übernommen hatte, war die Unterbringung der Rinder noch anders. Tierwohl, wie es heute verstanden wird, war damals kein Thema. Die Kühe und das Jungvieh waren zum Beispiel im Stall angebunden, die Ställe geschlossen. Urin und Kot der Tiere kamen in die Jauchegrube und auf den Misthaufen.

Was beim „Odeln“ riecht, ist Ammoniak

Früher war der Misthaufen der Stolz des Bauern, denn die Ausscheidungen seiner Tiere waren der Dünger für die Felder. Ein ökologischer Kreislauf. Heute sind diese Ausscheidungen ein Problem. Bei hundert Rindern fallen eine Menge Kot und Urin an. Pro Tag sind es rund fünfzig Liter pro Tier, die als Gülle gesammelt werden, so nennt man dieses ziemlich flüssige Gemisch aus Urin und Kot. Die Gülle wird in einem Behälter aufgefangen, um später auf Feldern und Wiesen ausgebracht zu werden. Doch die Gülle enthält das klimaschädliche Gas Ammoniak, NH3, und es entweicht sowohl im Offenstall als auch bei der Lagerung und beim Ausbringen der Gülle.

„Vermeiden wird man es nicht können, außer man schafft die Viehhaltung ab. Dann hat es sich mit Bayern und dem Alpengürtel.“ Josef Kaiser, Landwirt

Ammoniak – Luftschadstoff aus der Landwirtschaft

Auch Thomas Unkelbach im oberbayerischen Herdolding hat einen Laufstall für seine 50 Rinder. Und auch er ist vor dem Problem der Ammoniakemissionen nicht gefeit. Der Landwirtschaftsmeister produziert allerdings seit 2014 Pflanzenkohle und setzt sie im Stall ein. Die Kohle, so der Landwirt, speichere Ammoniak und Nitrat. Damit das funktioniert, wird die Pflanzenkohle auf den Spaltenflächen im Stall verstreut. Pro Monat braucht er für 150 bis 180 Kubikmeter Gülle einen knappen Kubikmeter Kohle.

Seine Rinder bekommen die Kohle auch zu fressen. Zudem gibt der Bauer Algenkalk und Gesteinsmehl ins Futter. Und er setzt sogenannte Effektive Mikroorganismen ein. Die Gülle soll damit in einen Verrottungszustand gelenkt werden statt zu faulen. Beim Verrotten entweicht weniger Ammoniak und weniger Nährstoffe gehen verloren.

„Wenn ich ständig faulige Gülle rausfahre, dann klatsche ich meiner Bodenbiologie jedes Mal eine drüber. Wir denken gesamtbetrieblich: Wir wollen einen gesunden Boden haben. Auf dem wachsen gesunde Pflanzen. Dann haben wir gesunde Tiere. Und unter dem Strich haben wir gesunde Lebensmittel!“ Thomas Unkelbach, Landwirt

Quelle: http://www.br.de

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