Hightech-Güllefässer werden im kommenden Jahr Pflicht. Einige Bauern sind gegen die teure Technik.

Nitrat im Grundwasser oder Stickstoff-Emissionen – in der allgemeinen Diskussion sind hier die Hauptschuldigen schnell gefunden: Landwirte. Die aktuelle Düngeverordnung (DüV) soll die Nitratbelastung im Grundwasser senken und Emissionen beim Güllen einbremsen.

Seit 2017 gilt eine umfassende Düngeverordnung. Eine Zäsur in der Landwirtschaft. Sie regelt akribisch genau wann, wo und wie viel Dünger auf die Felder ausgebracht werden darf. Nach Ansicht vieler Landwirte ein Wahnsinn auf 46 Seiten.

Grund für das Ganze ist Ammoniak – NH3. Der darin enthaltene Stickstoff ist wichtig für das Pflanzenwachstum. Gleichzeitig sorgt er auch für massive Emissionen oder wird zu Ammonium, wenn er sich in Wasser löst, und kann als Nitrat ins Grundwasser gelangen.

Ein Passus in der DüV regelt die Ausbringtechnik. Bisher konnte Odel mit geläufigen Breitverteilern ausgefahren werden. Bei dieser großflächigen Ausbringung werden große Mengen an Ammoniak in die Luft gesetzt, moniert der Gesetzgeber. Zu große Mengen. Mit bodennaher Ausbringung sollen die Emissionswerte weniger werden.

Ab 1. Februar 2020 muss deshalb Dünger auf bestelltem Acker streifenförmig abgelegt oder direkt in den Boden gespritzt werden. Betriebe mit weniger als 15 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche sind von der Vorschrift ausgenommen. Das betrifft im Landkreis 836 Betriebe, so das Landwirtschaftsamt Erding. Für die restlichen 1165 Betriebe ist die bodennahe Ausbringung Pflicht. Dazu braucht es moderne Geräte, meist mit Schleppschuh- oder Schleppschlauchtechnik. Das sind teils riesige, mehrachsige Güllefässer mit ausklappbarem Verteiler. Aus vielen kleinen Schläuchen wird die Gülle direkt auf den Boden gebracht oder in die Erde injiziert. Einen Gülleanhänger mit Schleppschuhtechnik und 14 000-Liter-Fass gibt’s ab 65 000 Euro. Viele Landwirte nutzen die Technik aber bereits.

Neben verringerter Emissionen erhofft sich der Gesetzgeber weniger Gestank beim Ausbringen der Gülle. Die Gegner der bodennahen Ausbringung stören sich an verschiedenen Punkten: Bodenverdichtung, Futterverschmutzung, Nitrat- und Lachgasbelastung etwa. Gegner: Das sind Umweltschützer und Landwirte.

„Die Aufregung unter den Bauern ist groß“, sagt BBV-Kreisobmann Jakob Maier. Die Fässer seien teuer, gerade kleinere Landwirte könnten sich die Maschinen nicht leisten. Er hält die Vorschrift zur Ausbringtechnik für „sehr problematisch“.

Hinzu komme, dass die neuen Güllefässer teils lange Lieferzeiten hätten, sagt Hans Fehlberger, Geschäftsleiter von Fehlberger Landtechnik in Erding. Viele Bauern müssten erst mal auf Lohnunternehmer zurückgreifen.

Ein möglicher Ausweg aus der Klemme könnte ein Absatz in der DüV sein: Düngemittel dürfen auch mit alternativen Methoden ausgebracht werden, „soweit diese anderen Verfahren zu vergleichbar geringen Ammoniak-Emissionen“ führen.

Mathias Lohmeier aus Dorfen wendet ein solches Verfahren bereits an. Im vergangenen Jahr hat er erstmals gemahlene Pflanzenkohle zwischen die Beine seiner Milchkühe gestreut. Der Milchbauer und Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bereitet seine Gülle auf – mit Pflanzenkohle, Gesteinsmehl und effektiven Mikroorganismen, kurz EMS. Weil die Kohle das Ammoniak binde, könnte der Odel mit herkömmlichen Güllewagen ausgebracht werden, sagt Lohmeier. Neue Gülletechnik brauche es also gar nicht. Das Problem ist nur, dass bisher nicht klar ist, welche alternative Verfahren vom Gesetzgeber anerkennt werden.

Güllebehandlung müsse als Alternative noch erforscht werden, sagt dazu Robert Knöferl vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Das sei aufwändig und dauere mehrere Jahre. Ein Ersatz für Gülletechnik sei sie derzeit nicht.

Bio-Milchbauer Lohmeier und seine Vereinskollegen bei der AbL kämpfen aber für eine Zulassung. Gülleaufbereitung könne nicht nur Ammoniak-Emissionen verringern, sagen viele Bauern der Arbeitsgemeinschaft, sondern senke auch Nitrat im Grundwasser: Der Humusgehalt im Boden würde sich durch behandelte Gülle verbessern. An den kohlehaltigen Boden würde sich das wasserlösliche Nitrat heften und so nicht ins Grundwasser gelangen.

Gut 20 Tonnen würden die neuen Güllefässer wiegen, sagt Lohmeier, „ein Riesenproblem bei Hanglagen“. Weil die Gülleanhänger so schwer seien, brauche es auch neue Schlepper zum Ziehen. Von der neuen Gülletechnik würde nur die Industrie profitieren, meint der Bio-Landwirt. „Die Gülletechnik ist drunter und drüber Schmarrn.“

Wie es weitergeht, bleibt offen. Zudem soll die nicht mal zwei Jahre alte DüV im kommenden Jahr erneut verschärft werden. Für die Bauern beginne jetzt eine „spannende Zeit“, sagt Lohmeier.

Quelle: https://www.merkur.de