Auf dem Weg in die Zukunft: Mit 2000 verschickten Infoflyer zeigt sich der Biomassehof Allgäu erneut als Trendsetter. Neu im Angebot: Pflanzenkohle für Landwirte. Das aus Biomasse gewonnene „schwarze Gold“  lässt sich ausgezeichnet in der Tierhaltung einsetzen. Ein Interview über Chancen und mögliche Schwierigkeiten der Markteinführung von Pflanzenkohle mit Biomassehof Geschäftsführer Peter Schweinberg.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Herr Schweinberg, haben Sie beim Biomassehof Allgäu nicht Angst ein neues Geschäftsfeld zu etablieren?

„Gut Ding will Weile haben. Da sich der Einsatz von Pflanzenkohle vor allem in der Milchwirtschaft lohnt, haben wir im Allgäu ideale Bedingungen. Übrigens, als wir 1999 als einer der Ersten im Allgäu anfingen Pellets zu handeln, haben uns viele Mineralölhändler ausgelacht. Heute haben es alle gewusst und immer mehr liefern auch, raten Sie mal was: Pellets!“

Welche Vorteile bietet denn Pflanzenkohle für Landwirte?

„Pflanzenkohle verbessert die Tiergesundheit. Sie verbessert das Stallklima. Sie verringert die Geruchsemissionen. Zudem verbessert sie die Böden und die Wasserqualität. Und das Beste: Ihr Einsatz rechnet sich auch absolut in der konventionellen Landwirtschaft.“

Was will der Biomassehof Allgäu mit dem neuen Geschäftsfeld erreichen?

„Wenn es wegen dem Klimawandel öfter mal wärmere Winter gibt, ist es für den Biomassehof gut neben Holzbrennstoffen ein zweites Standbein zu haben. Und Biomasse ist auch in vielerlei Hinsicht einfach zu wertvoll, um nur verbrannt zu werden. Auch das ökologische Potenzial von Pflanzenkohle ist für die Landwirtschaft im Allgäu enorm.“

Was hat der Landwirt konkret davon?

„Landwirte müssen sich zu all den Schwierigkeiten, die ihnen der Strukturwandel bereitet, auch noch anhören Luft- und Trinkwasserverpester zu sein! Der Einsatz von Pflanzenkohle verringert die Nitratbelastung der Gewässer und die Geruchsemmissionen der Tierhaltung erheblich.“

Aber sind Landwirte nicht von Haus aus skeptisch?

„Gerade Allgäuer Landwirte sind oft Mächeler. Bei der Gründung des Biomassehof Allgäus waren, als Heizen mit Holz noch nicht so verbreitet war, mit der WBV Kempten viele Landwirte dabei. Bei der Pflanzenkohle setzten wir auch verstärkt auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir haben bereits zwei Musterbetriebe, an denen wir den Einsatz dokumentieren, und mit Dr. Stefan Thiemann einen ausgewiesenen Experten.“

Warum weiß man heute noch so wenig darüber, welche Vorteile Pflanzenkohle hat?

„Mit Pflanzenkohle weniger Dünger und weniger Tierpharmazie, gerade in der konventionellen Landwirtschaft? Kein Wunder, dass Agrarindustrie und -großhandel Pflanzenkohle tunlichst nicht aus der Bio-Ecke rücken wollen und sie keine ausgeprägte Lobby hat. Das kennen wir bereits bei Pelletheizungen. Hier stehen die Big Player nur hinter Öl und Gas. Aber gerade dieses Beispiel macht klar: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Ein gutes Produkt setzt sich durch!“

Das Interview mit Peter Schweinberg führte am 31.3. 2017 Gerald Härtlein
 Zum Originaltext: holzbrennstoffe.de